Foto: Dr. Sven Halldorn hält einen Vortrag über eine nachhaltige Gestaltung der Mobilität
Ein Bericht über den Jugendpressekongress in Berlin
Es sind nur noch wenige Minuten, bis die Artikel und Videos fertiggestellt sein müssen. Einige diskutieren noch angeregt mit Gruppenmitgliedern über noch ungeklärte Fragen, andere tippen unaufhörlich in die Tasten ihrer Laptops oder versuchen die letzten Fragen in Interviews mit Expert*innen zu beantworten. Auch ich schreibe meine letzten Sätze, während die anderen aus der Gruppe sich einen Titel für unseren Artikel überlegen. Der Zeitdruck ist förmlich spürbar, aber auch der Stolz auf die gemeinsame Arbeit und die Vorfreude auf die Ergebnisse der anderen – und vielleicht auch ein kleines bisschen auf das Abendessen im Restaurant. All das und noch Vieles mehr erlebe ich auf dem 197. Jugendpressekongress in Berlin.
Am Wochenende vom 20. bis zum 22. September 2024 kommen rund hundert Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 20 Jahren aus ganz Deutschland zusammen, um mit Unterstützung von Profijournalist*innen mehr über Presse und Medien zu lernen. Verschiedene Expert*innen halten Vorträge zu den Themen Nachhaltigkeit und Mobilität und liefern Input für die Kongresszeitung, das Webmagazin und den TV-Beitrag, die die Jugendlichen gestalten.
Als ich im Kongresshotel in Berlin ankomme, treffe ich auf viele freundliche Menschen, die teilweise von weither angereist sind. Beim Abendessen unterhalten wir uns darüber, wo wir uns engagieren, beispielsweise in der Schule als Schülerzeitungsredakteur*in oder Schülersprecher*in, in der Politik, der Kirche, bei Umweltorganisationen oder der Freiwilligen Feuerwehr. „Mir hat besonders die offene Atmosphäre unter den Teilnehmenden gefallen und die Möglichkeit mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen“, berichtet der sechzehnjährige Schüler Max aus Duisburg. Der Pressekongress bietet die Möglichkeit sich mit ähnlich interessierten Menschen auszutauschen und zu vernetzen.
Am Samstag, dem Haupttag des Kongresses, verfolgen wir gespannt die Vorträge der Expert*innen, machen eifrig Notizen und stellen Fragen. Zum Einstieg werden wir über das Zukunftsziel der Nachhaltigkeit und den Umgang mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN informiert. Diese Ziele, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfassen, wurden im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Die Staaten verpflichteten sich dazu, diese bis zum Jahr 2030 umzusetzen, um den nachfolgenden Generationen die gleichen Chancen zu ermöglichen wie wir sie heute haben. Der Referent betont dabei, dass jeder und jede selbst Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten solle. Dabei reiche es, wenn man sich kleine Ziele, wie zum Beispiel das Spenden an die Tafel oder die vermehrte Nutzung des Fahrrads statt des Autos, setze, da auch diese in ihrer Gesamtheit Großes bewirken könnten.
Ein weiterer Vortrag des Ministerialdirigenten der Bundesregierung Dr. Guido Heinen deckt viele Fakten über Medien und Journalismus auf. Er berichtet darüber, wie Medien unsere Wahrnehmung prägen und welchen Einfluss verfälschte Berichterstattung, zum Beispiel durch ungenaue Statistiken, überspitzte Formulierungen oder auch gezielte Fakenews, hat.
Am Nachmittag teilen wir uns in verschiedene Gruppen auf, die von Journalist*innen großer Sender und überregionaler Zeitungen begleitet werden. Eine Gruppe kümmert sich um die Kongresszeitung, bei der auch ich mitmache, eine um das Onlinemagazin und die dritte Gruppe wird von einem Kamerateam begleitet, um einen TV Beitrag zu gestalten. Die Profijournalist*innen geben uns zuerst in einem Workshop viele Tipps zur Berichterstattung. Darauf folgen weitere Vorträge von Expert*innen, die sich vor allem auf das Thema einer nachhaltigen Mobilität fokussieren. Zum Beispiel der Vortrag über die Bedeutung von nachhaltigem Schienengüterverkehr, den Dr. Nikutta von der Deutschen Bahn hält, oder die spannenden Einblicke in die Welt alternativer Kraftstoffe, die Prof. Dr. Jürgen Krahl liefert.
Nun erleben wir selbst den journalistischen Alltag. In drei Stunden sollen die Artikel geschrieben und die Videos gedreht sein. Eilig hauen wir in die Tasten unserer Laptops, recherchieren, führen Interviews mit den Expert*innen, filmen Statements und halten die verschiedenen Zukunftsperspektiven fest. Ich verfasse in einer Gruppe mit vier Weiteren einen Artikel über ein mittelständisches Unternehmen der Metallindustrie, dessen Geschäftsführerin im Interview mit mir die Bedeutung kleinerer Unternehmen bei der nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft hervorhebt. Der siebzehnjährige Schüler Oliver aus Alzenau ist in der Webmagazin-Gruppe. Er erzählt: „Ich habe ein Webmag-Interview geführt und einen Artikel geschrieben. Für jeden, der Dinge kritisch hinterfragt oder sich für den Journalismus interessiert, ist der Kongress auf jeden Fall ein Muss“.
Am Ende des Kongresses liegt die fertige Zeitung auf dem Tisch, das Webmag kann online abgerufen werden und der Film gemeinsam angeschaut werden. Für uns alle war es ein interessantes Wochenende, bei dem wir viel lernen konnten.
Das Kongresswochenende wurde neben weiterer Bildungsveranstaltungen für junge Menschen von der young leaders GmbH organisiert. Diese will junge Menschen, die sich ehrenamtlich für Andere engagieren und Verantwortung übernehmen, fördern. So findet zum Beispiel zweimal im Jahr die young leaders Akademie statt. Dort entwickeln die Teilnehmer*innen eine Woche lang Zukunftsstrategien und schreiben Artikel oder drehen Videos dazu. Außerdem finden auch Veranstaltungen wie die Philosophie- und die Lateinakademie statt. Bei diesen und weiteren Veranstaltungen dreht es sich meist um die Entwicklung neuer Gedanken, Zukunftsvisionen und Zukunftsgestaltung sowie Medien und Journalismus. Alles was man braucht, um sich zu bewerben, ist ein ehrenamtliches Engagement, die Motivation neue Erfahrungen zu machen und die Offenheit, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu treten. Eins ist klar: Es lohnt sich! Zum einen kann man seinen eigenen Horizont durch Expertenvorträge und den Austausch mit anderen Teilnehmenden erweitern, zum anderen in neue Themenbereiche eintauchen und zum Beispiel journalistisches Arbeiten erlernen. Wir sind die Generation, die die Zukunft entscheidend mitgestalten kann und muss. Durch Veranstaltungen wie diese werden uns Mittel dafür in die Hand gegeben.
Habt ihr Lust bekommen bei einer Veranstaltung von young leaders teilzunehmen? Anmelden könnt ihr euch ganz einfach über diese Website: https://young-leaders.net. Dort könnt ihr alle Veranstaltungen einsehen und den passenden Bewerbungsbogen mit eurem Namen, Geburtsdatum, Adresse und eurem Engagement ausfüllen. Dann nur noch absenden und hoffen, dass die Bewerbung erfolgreich ist. |