Ein Kommentar zu Lüneburgs Busverkehr

Für viele ist es eine alltägliche Situation. Morgens geht man zur Bushaltestelle, wo man auf den Bus wartet, der einen zur Schule bringt. So weit, so unspektakulär.

Doch stelle man sich einmal vor, man würde nicht als Fahrgast mit dem Bus zur Schule fahren, sondern den Bus selbst fahren. Man müsste vielleicht nicht um 6 Uhr morgens aufstehen, sondern um 3 Uhr oder 4 Uhr. Häufig hätte man nicht um 13:20 Uhr, sondern erst um 15 Uhr, 16 Uhr oder 17 Uhr„Feierabend“. Und das trotz des frühen Anfangs um circa 4 bis 5 Uhr morgens.


„Solche Arbeitsbedingungen machen krank.“

Wer sich jetzt denkt: „Ja, aber die kriegen ja auch Geld dafür“, dem sei gesagt: Ja, sie kriegen Geld dafür. Aber nur so viel, dass sie gerade so über die Runden kommen. Zwar darf die Arbeitszeit formal die neun Stunden nicht überschreiten, allerdings geht es hier um die Lenkzeit am Stück, der ganze Arbeitstag ist oft noch länger. Solche Arbeitsbedingungen machen krank. Genau dieses Phänomen kann man zurzeit im Landkreis Lüneburg beobachten. Jeder hat sich wohl schon mal gewundert, warum der Bus nicht kam – in Lüneburg fallen an Wochentagen nicht selten zwischen 60 und 100 Busfahrten pro Tag aus, weil Stellen entweder komplett unbesetzt sind oder Fahrer wegen Krankheit fehlen. Das ist für den Fahrgast selbstverständlich mehr als ärgerlich, aber wer möchte diesen Beruf noch ausüben?


Im Zuge des Klimaschutzes wird häufig gefordert, doch vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Doch wie soll das möglich sein, ohne Fahrer? Dort ist die Politik nun gefordert – der Beruf des Busfahrers muss attraktiver gestaltet werden. Moderne Fahrzeuge, keine Dienste mit einer Länge von mehr als 9 Stunden und keine sogenannten „geteilten Dienste“, wo man meistens vormittags circa 3 bis 4 Stunden unbezahlte Pause hat.
Verspätungen sorgen im Busverkehr ebenfalls für Ärgernisse. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen, z.B. Staus, Umleitungen oder auch einfach zu knapp bemessene Fahrzeiten. In den meisten Fällen können aber die Fahrer nichts dafür. Was soll man machen, wenn man im Stau steht?


„Wie soll das zusammenpassen?“

Ein weiteres Thema im Busverkehr des Landkreises Lüneburg sind auch die neuen, für viele Fahrgäste unattraktiven Fahrpläne des Stadtverkehrs. Wenn man früher vom Kreideberg zum Johanneum wollte, musste man einfach nur mit der 5014 fahren. Heute muss ein knapp bemessener Umstieg an der Haltestelle Bahnhof oder am Sande erfolgen. Paradox ist in Lüneburg die Anbindung der Innenstadt. Die Stadt versucht, so viele Autos wie möglich von der Innenstadt fernzuhalten. Im Gegenzug lässt sie viele Linien aber nicht mehr den Markt, sondern nur noch den Platz am Sande anfahren. Wie soll das zusammenpassen?


Die Mängel im Überland

Noch weitreichender sind die Mängel im Bereich des Überlands. Auch von hier kommt man nicht sonderlich gut in die Stadt. Die meisten Überlandlinien halten seit nunmehr 3,5 Jahren nur noch am Bahnhof, nicht am Sande. Während zwischen Lüneburg und den größeren Ortschaften wie Bleckede, Dahlenburg und Amelinghausen zwischen 6 und 20 Uhr der Bus fast stündlich fährt, können Bewohner des Hinterlandes, wie zum Beispiel Bohndorf (bei Dahlenburg) oder Tellmer (bei Amelinghausen) nur den Schulbus morgens oder den Rufbus nutzen. Problem hierbei ist, dass die Schulbusse oftmals keinen Anschluss nach Lüneburg bieten. Auch muss der Rufbus mindestens eine Stunde vor Abfahrt bestellt werden, er ist also nicht besonders flexibel.
Außerdem sind die Reisezeiten morgens von den kleinen Dörfern exorbitant hoch.


Die Schulbusse
Ein Beispiel: Ein Schüler des Johanneums wohnt in Moisling, einem Ortsteil der Gemeinde Nahrendorf in der Nähe der Elbe. Der erste und vorletzte Bus des Tages fährt um 07:02 Uhr nach Bleckede zum Schulzentrum, wo man um 07:28 Uhr ankommt. Man bedenke, dass in 32 Minuten der Unterricht beginnt. Vom Schulzentrum aus muss man nun erstmal zur Bushaltestelle „Lüneburger Straße“ in Bleckede laufen, von wo aus man um 07:49 Uhr mit dem Bus nach Lüneburg fahren kann. Hier erreicht man um 08:16 Uhr die Haltestelle Gellersstraße. Wählte man diesen Reiseweg, würde man täglich ungefähr 20 Minuten zu spät zum Unterricht erscheinen. Die einzige Möglichkeit, pünktlich zu kommen, wäre irgendwie von Moislingen nach Ventschau, der Nachbarortschaft, zu kommen, von wo aus man mit der 5300 pünktlich
nach Lüneburg fahren könnte. Man sieht, der Schüler- bzw. Linienverkehr reibt an vielen Stellen und muss überarbeitet werden.


„Die Politik muss in die Verantwortung gezogen werden“

Abschließend lässt sich sagen, dass selbstverständlich nicht alles im ÖPNV schlecht ist. Wir in Lüneburg haben schon einen ganz gut ausgebauten Personennahverkehr, trotzdem gibt es an einigen Stellen Probleme. Um sie zu lösen, muss die Politik in die Verantwortung gezogen werden, denn der Landkreis bzw. die Stadt erstellt die Fahrpläne und plant, wo wann ein Bus fährt. Wie bereits erwähnt, muss auch das „Busfahrer-Problem“ an die Politik weitergetragen werden. So geht es auf jeden Fall nicht weiter.
Falls ihr vor eurer nächsten Busfahrt wissen wollt, ob euer Bus ausfällt, könnt ihr unter folgendem Link eine Liste mit allen ausfallenden Fahrten finden:


https://www.kvg-bus.de/aktuelles/fahrtausfaelle/lueneburg/

Anton Fürniß

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